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Expertinnen-Führung

In den Blick genommen – Fotografie und Kolonialismus

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mit Prof. Dr. Sophie Junge, Vertretung der Professur mit Schwerpunkt Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart, Institut für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Die Geschichte der Fotografie ist mit der Geschichte des europäischen Kolonialismus eng verbunden. Das fotografische Medium hat die koloniale Expansion europäischer Nationalstaaten nicht nur dokumentiert und sichtbar gemacht, sondern systematisch vorangetrieben und legitimiert. In den Archiven begegnen uns heute stereotypisierende Studioporträts, zeitlose Landschafts- und Stadtansichten, die koloniale Gewalt und soziale Konflikte verschleiern. Diese Fotografien sind in Unrechtskonstellationen entstanden und dennoch sind sie für die aktuelle Erforschung und Vermittlung des Kolonialismus grundlegende Materialsammlungen. Wie gehen wir mit diesen ambivalenten Bildern um? Welche Verantwortung tragen wir in der Begegnung mit Fotografien ehemals kolonialisierter Menschen, Länder und Regionen? Wie lässt sich ihre kolonialideologische Intention aufdecken, ohne sie zu reproduzieren? Ausgehend von diesen Fragen widmet sich die Führung den Fotografien in der Ausstellung, ihren Narrativen, Inszenierungen und ihrer musealen Präsentation.

Landesmuseum Zürich

Museumstrasse 2
8021 Zürich

Dieser Anlass liegt in der Vergangenheit.

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+41 44 218 66 00 reservationen@nationalmuseum.ch

Prof. Dr. Sophie Junge

Sophie Junge ist Vertretungsprofessorin für Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ihre Lehr- und Forschungsinteressen liegen in der Geschichte fotografischer Medien und Archive seit dem 19. Jahrhundert, Kunst und Aktivismus in der Kunst des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Kunst aus Südostasien. Zu ihren Publikationen gehören das Themenheft „Fotografie und Kolonialismus“ der Zeitschrift Fotogeschichte, (2021) und der Sammelband Survey Practices: Landscape Photography across the Globe, zusammen mit Erin Hyde Nolan (Routledge, 2022).

Die Ausstellung

Keyvisual der Ausstellung «kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz»

Ab dem 16. Jahrhundert waren Personen und Unternehmen aus der Eidgenossenschaft mit dem kolonialen System eng verflochten. Einzelne Schweizer Firmen sowie Privatpersonen beteiligten sich am transatlantischen Sklavenhandel und verdienten am Handel mit Kolonialprodukten und durch die Ausbeutung versklavter Menschen ein Vermögen. Schweizerinnen und Schweizer waren als Missionare auf der ganzen Welt unterwegs. Andere dienten, getrieben von Armut oder Abenteuerlust, als Söldner in europäischen Heeren, die koloniale Eroberungen machten und den Widerstand der indigenen Bevölkerungen bekämpften. Aber auch Fachleute aus der Schweiz stellten ihr Wissen in den Dienst der Kolonialmächte. An den Universitäten Zürich und Genf wurde zudem rassistisches Denken gelehrt, das international verbreitet wurde und der Legitimation des kolonialen Systems diente.

Basierend auf neusten Forschungsresultaten, anhand von konkreten Beispielen und illustriert mit Objekten, Kunstwerken, Fotografien und Dokumenten bietet die Ausstellung im Landesmuseum Zürich erstmals einen umfassenden Überblick über die koloniale Verflechtungsgeschichte der Schweiz. Mit Aktualitätsbezügen geht sie ausserdem der Frage nach, was das koloniale Erbe für die Schweiz der Gegenwart bedeutet.

Details zur Ausstellung