Kakao in Ghana: das Rätsel um den Zuchterfolg
Pascale Meyer
21. November 2024
Ausstellung | accessibility.time_to
Nonnen im Mittelalter waren weit mehr als asketisch lebende Frauen, die sich nur für die Welt innerhalb der Klostermauern interessierten. Das Kloster bot Frauen Möglichkeiten, die sie sonst kaum hatten – Zugang zu höherer Bildung, soziale Absicherung und die Chance, sich familiären Normen zu entziehen. Die Ausstellung zeigt anhand verschiedener Persönlichkeiten, wie vielfältig die Lebensformen geistlicher Frauen im Mittelalter waren.
Kulturplatz extra: Allein im Museum – Mit Patti Basler im Landesmuseum Zürich. ©Schweizer Fernsehen SRF
Publiziert am 4. Mai 2020
In diesem fünfteiligen Podcast nehmen wir Sie, zusammen mit den Kuratorinnen Christine Keller und Roberta Spano, mit auf eine Reise ins Mittelalter in die Welt der Nonnen. Anhand von verschiedenen Persönlichkeiten erfahren Sie, wie vielfältig die Lebensformen geistlicher Frauen im Mittelalter waren. Im ersten Teil dieses Podcasts gehen wir der Frage nach, was es für eine Frau im Mittelalter bedeutete, in ein Kloster einzutreten. Warum gingen Frauen ins Kloster und wie sah dort ihr Alltag aus?
Publiziert am 8. Mai 2020
Einige Frauenklöster hatten im Mittelalter viel Macht und Einfluss. Sie herrschten über grosse Ländereien, erteilten Aufträge zum Bau von Kirchen und Klöstern und einige der Äbtissinnen empfingen selbstbewusst hohe Kirchenvertreter, Könige oder gar den Kaiser. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Roberta Spano erzählt von Machtsymbolen und den Rechten der Frauen innerhalb der Kirche. Es kommen auch die Nonnen Elisabeth von Wetzikon und Pétronille de Chemillé zu Wort.
Publiziert am 12. Mai 2020
Im Mittelalter war das Kloster der einzige Ort, in dem Frauen eine Bildung erhalten konnten. Nonnen wie Hildegard von Bingen oder Herrad von Landsberg treten als hochgebildete Frauen hervor. Ihre Schriften und Werke finden grosse Anerkennung und prägen die Theologie der Kirche und das Wissen ihrer Zeit weit über die Klostermauern hinaus. Kuratorin Christine Keller zeigt dies anhand der reich illustrierten Bücher und aufwändig gestalteten Textilien in der Ausstellung.
Publiziert am 15. Mai 2020
Einige Nonnen gaben sich einer besonders emotional und körperlich gelebten Frömmigkeit hin. In Visionen und Ekstasen strebten sie nach einer mystischen Vereinigung mit ihrem spirituellen Bräutigam Jesus Christus. Besonders als Mystikerinnen bekannt sind Elsbeth Stagel, eine Nonne aus dem Kloster Töss und Adelheid Pfefferhart, die im Kloster Katharinental ein Gnadenerlebnis hatte.
Publiziert am 19. Mai 2020
Auch im Mittelalter gehen Reformbewegungen nicht spurlos an den Klöstern vorbei. Das Aufeinandertreffen von freiheitsliebenden Nonnen und Reformern, die strenge Disziplin einfordern, führt zu Konflikten.
Weitere Teile folgen.
Das Mittelalter war eine raue Zeit. Besonders für Frauen und ihre Perspektiven. Das Leben in einem Kloster war da ein willkommener Ausweg, der nicht nur mehr Freiheiten, sondern auch Bildung, Einfluss und zuweilen Macht möglich machte.
Nonnen im Mittelalter, da stellt man sich in der Regel asketisch lebende Frauen vor, die sich nur für eine abgeschirmte Welt innerhalb der eigenen Klostermauern interessierten. Doch es gab noch eine andere Wirklichkeit, die vielfältiger, überraschender und weltlicher war, als man vermuten würde.
Ab dem fünften Jahrhundert entstanden in Europa erste Nonnenklöster. Sie boten Frauen Möglichkeiten, die sie sonst kaum hatten: Zugang zu höherer Bildung, eine soziale Absicherung und die Chance, sich engen familiären Normen zu entziehen. Nicht selten war dieser Entscheid auch mit einem Aufstieg innerhalb der Klostergemeinschaft verbunden. Das höchste Amt war jenes der Äbtissin, Priorin oder Meisterin. Die Führung eines Klosters war anspruchsvoll, verlangte diplomatisches Geschick und eine hohe Bildung. Religiöse Zentren hatten oft enge Verbindungen zu Politik und Wirtschaft und prägten das weltliche Geschehen mit.
Beispiele hierfür sind etwa Katharina von Siena (1347 – 1380), die ihre eigene Hochzeit erfolgreich verhinderte, in einen Laienorden eintrat, zur Inspirationsquelle für eine wachsende Anhängerschaft wurde und in kirchenpolitischen Fragen gegenüber Päpsten schliesslich eine bedeutende Stimme war. Oder Pétronille de Chemillé (1080/90 – 1149), Äbtissin des Klosters von Fontevraud. Sie setzte sich in einer männlich dominierten Welt durch – gegen massive politische Widerstände gelang es ihr, den jungen, aufstrebenden Orden zu festigen. Unter Pétronilles Führung gewann Fontevraud an politischem und wirtschaftlichem Einfluss und wurde zu einem strategisch bedeutenden Ort für die Mächtigen Frankreichs. Dem Orden gehörten sowohl Frauen als auch Männer an, welche alle der Autorität der Äbtissin unterstanden. Ebenfalls erwähnenswert ist die imposante Stellung der Fürstäbtissin der Fraumünsterabtei in Zürich. Im 13. Jahrhundert war sie Stadtherrin, ernannte Bürgermeister und Richter und hatte das Sitz- und Stimmrecht im Reichstag der Fürstenversammlung des Heiligen Römischen Reichs.
Anhand von 15 Repräsentantinnen und wertvollen Exponaten unter anderem aus der Bibliothek des Vatikans oder dem Germanischen Nationalmuseum zeigt die Ausstellung, wie unterschiedlich die Lebensformen geistlicher Frauen im Mittelalter waren und welche Möglichkeiten ihnen offenstanden. Die Schau thematisiert die wichtige Stellung der Frauenklöster in Bildungsfragen, ihre Verflechtungen mit Politik und Wirtschaft sowie der bis heute oftmals unterschätzte prägende Einfluss dieser Frauen auf die Theologie. Abgerundet wird die Ausstellung mit einer Installation von Annelies Štrba. Der Videokünstler Jürg Egli hat ihre Fotografien von Kirchenfenstern, Marienfiguren und prächtigen Gärten zu einem neuen Werk verschmolzen, welches das Weibliche ins Zentrum setzt.
Das Schweizerische Nationalmuseum dankt für die grosszügige Unterstützung.