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Im Wald. Eine Kulturgeschichte

Landesmuseum Zürich | 18.3.2022 - 17.7.2022
publiziert am 16.3.2022

Genutzt. Zerstört. Geschützt. Die Beziehung der Menschen zum Wald hat sich in den letzten Jahrhunderten gewandelt. Dass dies sowohl die Kultur, wie auch die Kunst und Literatur beeinflusst hat, zeigt eine neue Ausstellung im Landesmuseum.

Der Wald – seit Jahrhunderten von Menschen genutzt – wird mit der wachsenden Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert zunehmend zerstört. Und mit ihm ein grosser Teil der Fauna und Flora. Doch nicht alle waren nur an den wirtschaftlichen Aspekten interessiert. Menschen wie der Naturforscher und spätere Mitbegründer des Schweizerischen Nationalparks, Paul Sarasin (1856-1929), machten sich für den Schutz der Natur stark und lancierten damit ein langsames Umdenken in einigen Teilen der Gesellschaft: Weg von der rücksichtslosen Ausbeutung hin zu einem langsam wachsenden Bewusstsein für einen schonenderen Umgang mit der Umwelt. Es sind die ersten Schritte Richtung Umweltschutz. Dass diese «Reise» nicht an der Landesgrenze haltmachen kann, zeigt beispielsweise das totale Engagement von Bruno Manser, der in den 1980er-Jahren nach Borneo aufbrach, um gemeinsam mit den dort ansässigen nomadischen Waldbewohnerinnen und -bewohnern gegen die Abholzung des Regenwaldes zu kämpfen. Ein Engagement, das Manser schliesslich mit seinem Leben bezahlt hat. In seinen reich bebilderten Tagebüchern, welche in der Ausstellung zu sehen sind, hielt er seine Eindrücke zeichnerisch und sprachlich fest.

Die seit Jahrhunderten andauernde Beziehung des Menschen zum Wald spiegelt sich auch in zahlreichen Kunst- und Literaturwerken wider. Und diese Beziehung stand in einem stetigen Wandel. Während Künstler und Literaten den Wald in der Romantik als Rückzugsort und Quelle der Ruhe mitten in einer zunehmend beschleunigten Welt sahen, wurde er in der klassischen Moderne zur reinsten Form von Ästhetik und Erhabenheit hochstilisiert.

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich das Thema Wald in der Kunst immer mehr zu einem politischen Statement gegen die fortschreitende Umweltzerstörung. Dieser Grundgedanke ist bis heute geblieben, auch wenn die Formen und Mittel jetzt anders sind als noch vor einigen Jahrzehnten. Gleichzeitig sind die Vorstellungen aus der Romantik präsenter denn je, den Wald wieder als Ort der Besinnlichkeit, der Ruhe und Entspannung zu sehen. Nach wie vor leben wir in einer beschleunigten Welt, in der immer mehr Menschen einen Rückzugsort suchen und brauchen.

Den Schlusspunkt der Ausstellung bildet die Baumskulptur von Ugo Rondinone – mehr als ein Menetekel für den Klimawandel. Auch andere Positionen von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern wie Guido Baselgia, Denise Bertschi, Julian Charrière, Franz Gertsch, Shirana Shahbazi oder Thomas Struth zeigen, dass wir den Wald heute als ein grosses Ganzes erleben können. Ausserdem kann man im Innenhof des Landesmuseums in die «Arena für den Baum» sitzen und über die Zukunft des Waldes sinnieren. Im Zentrum des Werks von Künstler Klaus Littmann steht ein kahler Baum, der die Betrachtenden zum Nachdenken über ihr Verhältnis zum Wald anregt.

Bilder

Lieblingsmotiv Eichenwald

Robert Zünd malt den Eichenwald mehrmals fast identisch. Durch seinen akribischen Malstil nimmt er eine besondere Position in der Schweizer Landschaftsmalerei ein. Robert Zünd (1827–1909), Eichwald, 1859, Öl auf Leinwand, 77,7 x 104,2 cm.

Kunstmuseum Luzern, Depositum der Stiftung BEST Art Collection Luzern, vormals Bernhard Eglin-Stiftung, Inv.-Nr. M 87x, © Kunstmuseum Luzern, Foto: Roberto Pellegrini

Der Holzfäller

Ferdinand Hodlers Holzfäller ist Symbol für Stärke und Widerstandskraft. Dieser heroische Mensch, der die Natur bezwingt, wird sich selbst zur grössten Bedrohung werden. Ferdinand Hodler (1853–1918), Der Holzfäller, 1910, Öl auf Leinwand, 129.5 x 100 cm.

Kunstsammlung der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft

Kunst aus dem paraguayischen Gran Chaco

Der Künstler Osvaldo Pitoe erinnert an die Bedeutung des Waldes, der heute akut durch die Abholzung gefährdet ist. Osvaldo Pitoe, ohne Titel, 2015.

Sammlung Artes Vivas, Verena Regehr Gerber

Forstschule

An der Forstschule der ETH Zürich werden Fachleute zum Schutz der Wälder ausgebildet. Im Bild: Studienabgänger und Professoren, 1866.

Foto: Archiv Eidg. Forschungsanstalt WSL, Bildarchiv Knuchel-ETH, 1892-1952

Laubsammlerin

Jahrhundertelang wird Laub dem Vieh verfüttert. Es dient auch als Streumaterial für Ställe oder Füllmaterial für Bettsäcke ärmerer Leute. Ernest Biéler (1863–1948), Ramasseuse de feuilles mortes / Laubsammlerin, undatiert [ca. 1909], Aquarell und Bleistift auf Papier, 47 x 57,9 cm.

Musée d’art du Valais, Sion, inv. BA 2201 ©Musées cantonaux du Valais, Sion. Michel Martinez

Letztes Aufbäumen

Ein Baum nach dem anderen kippt knarzend zu Boden. Julian Charrières Ever Since We Crawled Out bringt das Drama auf den Punkt: Ist der Wald noch zu retten? Oder wird bald der letzte Baum gefällt? Julian Charrière (*1987), Ever Since We Crawled Out, 2018, Videostill.

©Julian Charrière, 2022, ProLitteris, Zurich / VG Bild-Kunst, Bonn, Germany

Idealisierte Wildnis

Die entwurzelten Tannen sind Symbol für die Urgewalten der Natur und ihre ungebändigten Kräfte. Caspar Wolf komponierte diesen urwüchsigen Wald im Atelier in theatralischer Manier. Caspar Wolf (1735–1783), Romantische Waldlandschaft mit drei Figuren, die eine Felszunge besteigen, 1769, Öl auf Leinwand, 63 x 53,5 cm.

Aargauer Kunsthaus Aarau, Depositum der Koch-Berner-Stiftung, Foto: Jörg Müller

Zerstörung

1924 zerstört ein Erdrutsch einen Teil des Dorfes Someo im Valle Maggia. Die häufigen Erdrutsche im Tessin sind eine Folge der grossflächigen Rodungen der Schutzwälder für den Holzhandel im 19. Jahrhundert.

Foto: Anton Krenn, 1924, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv, Hs_1360-0173-002

Bruno und Along-Sega

Für den Schutz der Wälder und der dort lebenden Penan engagierte sich Bruno Manser. Im Bild: Along Sega, Sprecher und Penanführer, warnt die Weltöffentlichkeit eindrücklich vor der drohenden Zerstörung der Regenwälder in Sawarak in Malaysia.

Foto: Erik-Pauser, 1999

Tagebuch von Bruno Manser

Während seines Aufenthalts bei den Penan in Sarawak von 1984 bis 1990 führt Bruno Manser Tagebuch. Er beschreibt und zeichnet detailgetreu, was er sieht.

Museum der Kulturen Basel, Schenkung Erbengemeinschaft Bruno Manser 2021, Inv.-Nr. IIc 25507.08

Fünf nach Zwölf?

Ugo Rondinones Skulptur nach dem Vorbild eines 2000 Jahre alten Olivenbaums in Süditalien wirkt als Menetekel für den Klimawandel. Ugo Rondinone (*1964), wisdom? peace? blank? all of this?, 2007, Aluminiumguss, weiss lackiert, 471 x 403 x 360 cm.

Sammlung Maja Hoffmann / Luma Foundation, Foto: Enzo Velo

Arena für einen Baum

Klaus Littmann, Arena für einen Baum / Arena for a Tree, Kunstintervention 2022, Zürich.

Foto: Aviaticfilms, Courtesy of the KBH.G Cultural Foundation

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Plakatsujet der Ausstellung

Schweizerisches Nationalmuseum

Pressekontakt Landesmuseum Zürich

+41 44 218 65 64 medien@nationalmuseum.ch