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Keyvisual der Ausstellung «kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz»

kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz

Seit dem 16. Jahrhundert ist die schweizerische Gesellschaft zunehmend global vernetzt. Die Ausstellung zeigte in elf Kapiteln koloniale Handlungsfelder, in die Schweizerinnen und Schweizer involviert sind. Sie reichen von der Beteiligung am Handel mit versklavten Menschen über den Söldnerdienst in den Kolonien bis hin zur wissenschaftlichen Forschung als eine Form der Ausbeutung von Mensch und Natur.

Auf dem Gang durch die Ausstellung wurden Schweizer Akteure und Akteurinnen sowie Institutionen aus dem Gebiet der heutigen Schweiz vorgestellt. Aber auch versklavte und kolonisierte Menschen, die Widerstand leisten, treten auf, auch wenn sich viele Spuren heute fast verloren haben.

Das Erbe des europäischen Kolonialismus prägt die Welt bis heute. Die Ausstellung lud die Besuchenden ein, sich mit aktuellen Debatten auseinanderzusetzen.

Hier finden Sie eine kleine Auswahl der Inhalte aus der Ausstellung.

«Die vielfältige, aber schwer fassbare Rolle unseres Landes stellt uns vor eine Entscheidung. Wenden wir uns vom Thema ab, weil es so komplex, ja scheinbar undurchdringlich ist? Oder sehen wir besonders genau hin, weil wir nur so begreifen können, wie es wirklich war? Und wie dieses koloniale Erbe unsere Gegenwart prägt?»

«Die vielfältige, aber schwer fassbare Rolle unseres Landes stellt uns vor eine Entscheidung. Wenden wir uns vom Thema ab, weil es so komplex, ja scheinbar undurchdringlich ist? Oder sehen wir besonders genau hin, weil wir nur so begreifen können, wie es wirklich war? Und wie dieses koloniale Erbe unsere Gegenwart prägt?» Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, Vernissage in Zürich, 12.09.2024

Inhaltsverzeichnis

Versklavung

Um die Plantagen in der Karibik und in Nord- und Südamerika zu bewirtschaften, deportieren europäische Händler vom 16. bis 19. Jahrhundert über 12 Millionen Menschen aus Afrika in die Kolonien.

Über 250 Schweizer Unternehmen und Private beteiligen sich am Handel und an der Deportation von ca. 172'000 Menschen. Die Entmenschlichung der versklavten Menschen ist Voraussetzung für diese Form von Ausbeutung. Der transatlantische Sklavenhandel schafft Bedingungen, unter denen sich der Rassismus ab dem 16. Jahrhundert entwickelt.

© Schweizerisches Nationalmuseum

Reichtum durch Ausbeutung
Der transatlantische Sklavenhandel findet im 18. Jh. seinen unrühmlichen Höhepunkt. Auch Städte wie Bern und Zürich investieren in den Sklavenhandel, beide sind Aktionäre bei der britischen South Sea Company, die über 38‘000 Versklavte deportiert.

Stock, Aktie der South Sea Company, London, 1729 | Sammlung Schweizer Finanzmuseum der SIX Group, Züric

Fabrikant, Händler, Investor
Die Firma Christoph Burckhardt & Cie. stellt in Basel Indiennes-Stoffe her und handelt mit Kolonialwaren. Die Familie Burckhardt beteiligt sich an 21 Sklavenfahrten, die 7’350 versklavte Menschen deportieren.

Rechnungsauszug für Sklavenschiff Le Cultivateur, Ch. Burckhardt & Cie, Basel, 1815-1817 | Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel

Die Auflistung von Menschen neben weiteren Handelsgütern verdeutlicht, dass versklavte Menschen wie Waren gehandelt wurden. Versklavung ist keine Erfindung des europäischen Kolonialismus, doch der transatlantische Sklavenhandel stellt eine neue Dimension von Kapitalisierung menschlicher Körper dar. Die versklavten Menschen werden zu einer Fracht degradiert und unter ungeheuerlicher Gewalt in die Kolonien verschleppt.

Indiennes | © Schweizerisches Nationalmuseum

Indiennes
Bedruckte Baumwollstoffe sind ein wichtiges Handelsgut im Tausch gegen versklavte Menschen. Dieses Fragment ist wohl der einzig erhaltene Stoff, der eigens für den Tausch gegen Versklavte produziert wurde.

Le lion et la chèvre, Manufacture Petitpierre & Cie, Nantes, um 1790, Holzmodeldruck auf Baumwolltuch | Schweizerisches Nationalmuseum

Objekte

Reichtum durch Ausbeutung
Der transatlantische Sklavenhandel findet im 18. Jh. seinen unrühmlichen Höhepunkt. Auch Städte wie Bern und Zürich investieren in den Sklavenhandel, beide sind Aktionäre bei der britischen South Sea Company, die über 38‘000 Versklavte deportiert.

Stock, Aktie der South Sea Company, London, 1729 | Sammlung Schweizer Finanzmuseum der SIX Group, Zürich

Indiennes | © Schweizerisches Nationalmuseum

Indiennes
Bedruckte Baumwollstoffe sind ein wichtiges Handelsgut im Tausch gegen versklavte Menschen. Dieses Fragment ist wohl der einzig erhaltene Stoff, der eigens für den Tausch gegen Versklavte produziert wurde.

Le lion et la chèvre, Manufacture Petitpierre & Cie, Nantes, um 1790, Holzmodeldruck auf Baumwolltuch | Schweizerisches Nationalmuseum

Fabrikant, Händler, Investor
Die Firma Christoph Burckhardt & Cie. stellt in Basel Indiennes-Stoffe her und handelt mit Kolonialwaren. Die Familie Burckhardt beteiligt sich an 21 Sklavenfahrten, die 7’350 versklavte Menschen deportieren.

Rechnungsauszug für Sklavenschiff Le Cultivateur, Ch. Burckhardt & Cie, Basel, 1815-1817 | Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Basel

Die Auflistung von Menschen neben weiteren Handelsgütern verdeutlicht, dass versklavte Menschen wie Waren gehandelt wurden. Versklavung ist keine Erfindung des europäischen Kolonialismus, doch der transatlantische Sklavenhandel stellt eine neue Dimension von Kapitalisierung menschlicher Körper dar. Die versklavten Menschen werden zu einer Fracht degradiert und unter ungeheuerlicher Gewalt in die Kolonien verschleppt.

Besitz von versklavten Menschen

Seit dem 17. Jahrhundert besitzen Schweizer Privatpersonen Plantagen, die sie mit versklavten Menschen betreiben; etwa in der Karibik und in Brasilien. Durch die Ausbeutung der versklavten Frauen, Kinder und Männer erlangen diese grossen Reichtum.

Auch Schweizer Unternehmer und Söldner besitzen in europäischen Kolonien versklavte Menschen. In Asien etwa leben Söldner oft mit versklavten Frauen zusammen. Von einigen weiss man, dass sie die versklavten Menschen in die Schweiz mitnehmen.

Und heute?

Seit Jahren gibt es Forderungen nach Reparationen für das Verbrechen der Sklaverei. Unklar bleibt, ob und wer zu zahlen hat und wer die Wiedergutmachung erhalten soll. Der Historiker Hans Fässler ordnet ein.

In Brasilien zeugt der Name Helvécia von der Schweizer Vergangenheit dieser Ortschaft. Die Erinnerung an die Sklaverei lebt in den Nachkommen weiter. Die Fotografien des schweizerisch-brasilianischen Fotografen Dom Smaz und die von der Schweizer Künstlerin Denise Bertschi bestickten Stoffbahnen erinnern daran.

Nachkommen der Sklaverei
Als 1888 die Sklaverei in Brasilien verboten wird, erlangen in Helvécia, der ehemals deutsch-schweizer Kolonie Leopoldina, etwa 2‘000 versklavte Menschen die Freiheit, so auch der Grossvater von Dona Cocota.

Dom Smaz, Dona Cocota, Hélvecia, Brasilien, 2015 | Schweizerisches Nationalmuseum

Schweizer Familienspuren
Neben den Nachkommen der ehemals versklavten Menschen leben heute auch noch Nachkommen der Schweizer Familie Sulz in Helvécia, der ehemals deutsch-schweizerischen Kolonie Leopoldina.

Dom Smaz, Carlos Henrique Cerqueira (Enkel von Henrique Sulz), Hélvecia, Brasilien, 2017 | Schweizerisches Nationalmuseum

Handel

Seit dem 16. Jahrhundert handeln Schweizer mit sogenannten Kolonialwaren: Seide, Gewürze, Tabak oder Tee aus Übersee. Später sind es vor allem Textilien, die die Hauptwährung im transatlantischen Dreieckshandel sind – einem Geschäft, an dem die Handelshäuser gut verdienen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts dienen Afrika und Südostasien als Absatzmärkte für europäische Industrieprodukte, im Gegenzug importiert Europa Rohstoffe, um seine industrielle Produktion voranzubringen. In der Schweiz, einem rohstoffarmen Land, profitieren einige Handelshäuser davon und steigen zu den weltweit grössten Rohstoffhändlern auf.

Und heute?

In der Schweiz sind 2021 rund 960 Rohstoffhandelsfirmen verzeichnet, die weltweit ungefähr ein Viertel des Rohstoffhandels abwickeln.

Noch immer fliessen die Gewinne in den Globalen Norden, während die Ursprungsländer die grossen Lasten der Umweltschäden tragen oder den menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind. Die Bevölkerung profitiert kaum vom Rohstoffreichtum ihres Landes. Sind die Rohstofffirmen die neuen Kolonialherrschaften?

Söldner

Schweizer Söldner dienen ab Ende des 16. Jahrhunderts in europäischen Kolonialheeren und beteiligen sich an gewaltsamen Eroberungszügen sowie der Aufrechterhaltung der kolonialen Ordnung.

Arbeitslosigkeit und materielle Not, aber auch Männerbilder, die Heldentum und Abenteuerlust beschreiben, sind ausschlaggebend für den Eintritt in fremde Militärdienste. Der Solddienst wird zwar 1859 verboten, der Dienst in fremden Armeen bleibt aber möglich. Für die Französische Fremdenlegion und die Königliche Niederländisch-Indischen Armee dienen tausende junge Schweizer Männer im kolonialen Asien und Afrika.

Und heute?

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein werden die Schweizer Söldner als Helden verehrt, als starke Männer, die in Schlachten ziehen. Dass die Söldner zur Durchsetzung von Gewaltregimes beitrugen, oft starben oder durch die Gewalterfahrungen schwer traumatisiert in die Schweiz zurückkamen, wird ausgeblendet.

Anders werden die Söldner und die Gewaltexzesse in den ehemaligen Kolonien erinnert. Der Zürcher Ethnologe Edgar Keller und sein Kollege Yoseph Agato Sareng interviewten 2008 Bewohnerinnen und Bewohner von Flores, deren Eltern und Grosseltern Zeuginnen und Zeugen der vom Schweizer Hans Christoffel befehligten Massaker von 1907 waren.

2023 interviewen Keller und Sareng die Nachfahren erneut. Im Film erzählen Franziskus Rema Lawa, Thomas Mite, Petronela Ene Sugi, Martin Lalu, Petronela Ene Sugi und Mosolaki Kristoferus Oramu von den Gewalterfahrungen ihrer Vorfahren, aber auch von Widerstand gegen die Holländer.

Schweizer Siedlungskolonien

Ab 1600 gründen Kolonialregierungen sogenannte Siedlungskolonien, wo Europäerinnen und Europäer vermeintlich besitzloses Land bewirtschaften und Handel treiben sollen. Das Land wird dabei der indigenen Bevölkerung streitig gemacht.

Auch wenn die Schweizer Auswanderinnen und Auswanderer meist aus ärmlichen Verhältnissen stammen, profitieren doch viele von ihnen auf lange Sicht als Weisse von den vorherrschenden Machtstrukturen und tragen zur gewaltsamen Vertreibung der indigenen Bevölkerung bei – vor allem in Nord- und Südamerika, punktuell auch in Asien oder in Afrika.

New Bern

Christoff von Graffenried gründet 1710 die Kolonie New Bern im heutigen Bundesstaat North Carolina, USA. Die englische Kolonialmacht teilt ihm 16’200 Hektaren Land zu. Hier leben aber bereits Familien der Skarù·ręʔ (Tuscarora genannt), die seit Jahren für ihre Unabhängigkeit kämpfen.  

1711 kommt es zum Krieg, die Skarù·ręʔ überfallen New Bern, die Stadt wird fast gänzlich zerstört. 1712 verlieren die Skarù·ręʔ ihren Kampf, Hunderte von ihnen werden getötet, gefangen genommen und in die Sklaverei verkauft.

San Carlos

Als sich die südamerikanischen Länder ab 1809 von den spanischen und portugiesischen Kolonialmächten lösen, entstehen freie Staaten, die von einer weissen und kreolischen Elite regiert werden. Diese sollen zu weissen Gesellschaften nach europäischem Vorbild werden.

Zwischen 1856 und 1896 werden über 20 Schweizer Siedlungskolonien in Argentinien gegründet – grösstenteils von verarmten Bäuerinnen und Bauern aus den Bergtälern des Wallis – wie etwa die Kolonie San Carlos.

Die grosse Fotografie zeigt einerseits die ärmlichen Lebensbedingungen der Siedlerinnen und Siedler, andererseits zementiert es auch die Vorstellung von dem weitläufigen und unbewohnten Land. Nicht zu sehen ist, dass sich die Siedler und Siedlerinnen auf Land niederlassen, das zeitweise von Indigenen bewohnt ist. Diese werden mit Gewalt vertrieben.

Und heute?

Ende des 19. Jahrhunderts erobert der chilenische Staat weite Teile im heutigen Süden Chiles, wo die Mapuche in Selbstverwaltung leben; sie werden ermordet, enteignet und entrechtet. Das Land wird an Siedlerinnen und Siedler aus Europa verteilt, wie etwa an die Familie Luchsinger aus Engi (GL).

Bis heute kämpfen die Mapuche für die Rückgabe ihres Landes, darunter auch Land von den Nachfahren der Luchsingers. Die Familie Luchsinger hingegen sieht sich als rechtmässige Eigentümerin des Landes.

Mission

Seit dem 16. Jahrhundert sind Schweizer Missionare, zunächst Jesuiten in Lateinamerika, in fast allen Weltregionen tätig, um die dort lebenden Menschen dem christlichen Glauben zuzuführen. Eines der ersten und grössten evangelischen Missionswerke in Europa ist die Basler Mission.

Missionarinnen und Missionare errichten zusammen mit lokalen Autoritäten Spitäler und Schulen. Mitunter stossen sie gesellschaftliche Veränderungen an, jedoch prägt häufig ein paternalistisches Selbstverständnis die Beziehungen. Zurück in der Heimat vermitteln die Missionare das Bild von unterlegenen Kulturen in den Kolonialgebieten.

Und heute?

Seit Gründung der Basler Mission wird auch Kritik an ihr geübt, die schliesslich Mitte der 1950er Jahren zum Abbruch der Missionsarbeit führt. Die Kritik richtet sich gegen die Bekehrungen und ein Sendungsbewusstsein, das von einer vermeintlich überlegenen europäischen Kultur getrieben ist.

Als positive Folge sieht der indische Historiker Mukesh Kumar die gesundheits- und bildungspolitische Einrichtungen, die vielerorts das Leben von konvertierten Teilen der Bevölkerung erleichtern. 

Experten

Zahlreiche Schweizer Experten sind ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Dienst der Kolonialmächte tätig. Geologen suchen Öl, Ingenieure errichten Brücken, Beamte treiben Steuern ein. Ihr Fachwissen dient der kolonialen Erschliessung und Administration des Landes.

Im Kongo-Freistaat (1885–1908), Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II, arbeiten rund 200 Schweizer. Einige wie Daniel Bersot äussern sich in Berichten kritisch zur rücksichtslosen Gewinnmaximierung und den Gewaltexzessen. Erwin Federspiel hingegen relativiert die Geschehnisse und rechtfertigt die Kolonialherrschaft. Die «Kongogräuel», die Zwangsarbeit zur Kautschukgewinnung und brutale Gewalttaten, werden dank dieser Berichte in der Schweiz bekannt und öffentlich diskutiert.

Scharfe Kritik
Der Neuenburger Daniel Bersot (1873-1916) ist ab 1897/98 für drei Monate als Beamter im Kongo-Freistaat. Nach seiner Rückkehr äussert er prinzipielle Kritik am Kolonialismus und berichtet in seinem Buch von Misshandlungen mit der „chicote“, einer Flusspferdhautpeitsche, die beispielsweise zur Bestrafung bei Nichteinhalten der Kautschuklieferquoten eingesetzt wurde.

Sous la chicote, Daniel Bersot, Genf, 1909 | Patrick Minder, Fribourg

Rechtfertigungsversuch
Erwin Federspiel (1871-1922) ist ab 1898 für zehn Jahre bei der «force publique», der Militär- und Polizeitruppe des Kongo-Freistaats. Diese schlägt den Widerstand der lokalen Bevölkerung mit extremer Gewalt nieder.

Selber beteiligt am Eintreiben von Steuern während der Kongo-Gräuel, verharmlost und rechtfertigt Federspiel die Geschehnisse in seiner Schrift.

Wie es im Congostaat zugeht, Erwin Federspiel, Zürich, 1909 | Zentralbibliothek Zürich, Bro 12780

Der Anwerber
Jean Boillot-Robert (1913†) ist ab 1901 belgischer Konsul in Neuchâtel und rekrutiert, gegen eine Provision, Schweizer aus der Region als Beamte für den Kongo-Freistaat. Für diese Zwecken veröffentlicht er dieses Buch. Er trägt darin beschönigende „Augenzeugenberichte“ von Schweizer Rückkehrern aus der Kolonie zusammen.

Leopold II et le Congo – Nos fils au continent noir, Jean Boillot-Robert, Neuchâtel, 1904 | Patrick Minder, Fribourg

Wissenschaft

Schweizer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen können unter kolonialer Schirmherrschaft Forschung in Botanik, Tropenmedizin oder etwa Linguistik betreiben. Ihre Erkenntnisse helfen den Kolonialmächten: Kartografie, «völkerkundliches» Wissen oder die Geologie dienen der Unterwerfung und dem Ressourcenabbau.

Indigenes Wissen wird ignoriert oder angeeignet. Die Forscher und Forscherinnen «entdecken» Landmarken, Tier- oder Pflanzenarten, die den kolonisierten Menschen längst bekannt sind. Daraus können Schweizer Forschende für sich Ruhm und Profit schlagen, ohne die eigentliche Urheberschaft zu nennen.

Der wagemutige Forscher, der auf sich gestellt «tief» in unbekannte Gefilde vordringt und als «Erster» dies oder jenes entdeckt oder fotografiert, ist ein Mythos. Ohne lokale Zusammenarbeit ist koloniale Forschung nicht möglich. Mit ihrem Wissen und ihrer Tatkraft sind Kolonisierte massgeblich an der geteilten Wissensgeschichte beteiligt. Doch wird ihnen das Entdecken und Wissen über ihre eigene Umgebung abgesprochen.

Und heute?

Seit den 1970er Jahren fordern ehemals kolonisierte Länder die Rückgabe von geraubten Kulturgütern und menschlichen Überresten. Doch erst in den letzten Jahren wird der Umgang mit kolonialen Museumssammlungen öffentlich debattiert, und der Bundesrat schafft 2023 eine Unabhängige Expertenkommission für belastetes Kulturerbe.

Die Dekolonialisierung hat Einzug in die Museen gehalten: So stehen auch die Untersuchung der Erwerbsumstände und die Rückgabe von Objekten auf der Agenda vieler Schweizer Museen.

Ausbeutung der Natur

Mit dem Kolonialismus geht im Laufe des 19. Jahrhunderts auch eine tiefgreifende Veränderung und Zerstörung von Landschaften, Flora und Fauna einher – mit bis heute spürbaren Klimafolgen.

Die Kolonien dienen als scheinbar unversiegbare Quellen natürlicher Ressourcen. Deren Nachfrage steigt mit der Industrialisierung Europas stark an. Auch Schweizerinnen und Schweizer plündern natürliche Ressourcen, indem sie intensive Plantagenwirtschaft oder Grosswildjagd betreiben, wie Beispiele aus Sumatra und Ostafrika zeigen.

Und heute?

Der Kolonialismus ist auch ein Treiber des Klimawandels. Die umweltschädliche Plantagenwirtschaft verschlingt bis heute riesige Waldflächen. Der im Wald gespeicherte Kohlenstoff wird dabei in die Atmosphäre freigesetzt und trägt massgeblich zum Treibhauseffekt bei.

Die ehemaligen Kolonien tragen die Kosten. Sie sind ungleich stärker von Klimawandelfolgen, wie etwa dem Meeresspiegelanstieg, betroffen. Deswegen fordern Aktivistinnen und Aktivisten sowie internationale Organisationen «Klimagerechtigkeit» ein.

Rassismus

Bis Ende des 17. Jahrhunderts wird die vermeintliche Überlegenheit der christlichen Kultur als Ausdruck einer «göttlichen Ordnung» angesehen. Im Zug der Aufklärung wird diese jedoch in Frage gestellt.

An der Wende zum 19. Jahrhundert formulieren Wissenschaftler in Europa «Rassentheorien». Diese begründen die vermeintliche Überlegenheit der «weissen Rasse» nicht mehr religiös, sondern mit der «Natur». Dazu zählen Körpermerkmale wie Haarstruktur, Augenfarbe oder Schädelform. Die daraus hervorgehende «Rassenlehre» trägt wesentlich zur Legitimierung imperialer Herrschaft und Ausbeutung «fremder Rassen» in den Kolonien bei.

Obwohl die Rassenforschung in dieser Zeit vereinzelt als pseudowissenschaftlich kritisiert wird, setzt sie sich bis zum Zweiten Weltkrieg (1939-1945) als wichtiger Forschungszweig durch. Heute gilt die Idee der «Menschenrasse», u.a. auch Dank der Gen-Forschung, als offiziell widerlegt.

Struktureller Rassismus heute

Struktureller Rassismus geht von Institutionen und Normen aus und meint die Benachteiligung bei Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnungssuche und Beruf sowie das sogenannte «Racial Profiling», die polizeiliche Kontrolle aufgrund der Hautfarbe.

Die auf Erfahrungsberichten basierende Grundlagestudie der Fachstelle für Rassismusbekämpfung in der Schweiz zeigt 2022, dass Menschen aus Südosteuropa, Schwarze Menschen sowie religiöse Minderheiten struktureller Diskriminierung ausgesetzt sind.

Widerstand und Empowerment

Seit den 1970er Jahren setzen sich verschiedene Vereine und Einzelpersonen gegen Rassismus und Diskriminierung in der Schweiz ein. 1995 wird die Rassismus-Strafnorm in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Das Gesetz schützt Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Ethnie oder Religion diskriminiert, bedroht oder herabgesetzt werden.

Neben zahlreichen autonomen Netzwerken und Organisationen gibt es in fast jedem Kanton eine staatliche Fach- oder Anlaufstelle für die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung.             

Koloniale Kontinuitäten

Was bedeutet das koloniale Erbe für die Schweiz der Gegenwart? Die dialogische Videoinstallation «koloniale Kontinuitäten» zeigt in Form eines inszenierten Podiums aktuelle gesellschaftliche Debatten mit unterschiedlichen Positionen und Perspektiven.

Die Themen der Debatten sind:

  • Koloniale Spuren und blinde Flecken
  • Koloniales Erbe und Erinnerungskultur
  • Historische Verantwortung und Wiedergutmachung

Zu Wort kommen verschiedene Personen aus dem jeweiligen Themenfeld.

Was hat Kolonialismus mit mir zu tun?

PDF Bibliothek

240911_kolonial_su_download.pdf
240924_kolonial_su_download.pdf
240925_kolonial_su_download.pdf
discours-landesmuseum_hmyere_final.pdf
kolonial---globale-verflechtungen-der-schweiz---medienmitteilung.pdf
kolonial---globale-verflechtungen-der-schweiz---ausstellungsrundgang.pdf

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Menschenhandel | © Schweizerisches Nationalmuseum

Die Figurengruppe zeigt den Verkauf eines versklavten Menschen. Die Kleidung der Figuren lässt Spielraum für Interpretationen: es ist nicht klar, ob die Figurengruppe für oder gegen die Sklaverei zu interpretieren ist. Bekannt ist, dass die Besitzer und Kunsthandwerker der Porzellanmanufaktur sowohl Verbindungen zu abolitionistischen Kreisen als auch zu Kreisen, die in den Handel mit versklavten Menschen involviert waren, hatten. Dies verunmöglicht eine klare Deutung. Menschenhandel, Manufaktur Kilchberg-Schooren, Kilchberg, um 1775, Porzellan, bemalt
© Schweizerisches Nationalmuseum