Keyvisual der Ausstellung Das zweite Leben der Dinge

Das zweite Leben der Dinge

Stein, Metall, Plastik

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Ausstellung

Die Wegwerf- und Konsumgesellschaft ist ein junges Phänomen in der Geschichte der Menschheit. Knappheit und Mangel bestimmten früher den Umgang mit Materialien und Gegenständen. Bis zur industriellen Revolution im späten 18. Jahrhundert war es üblich, Kleidung weiterzugeben, Werkzeuge zu reparieren, Baumaterial weiterzuverwenden, Bronzegegenstände einzuschmelzen und neu zu formen oder Glasgefässe wiederzuverwerten. Ob aus Stoff, Metall, Stein oder Glas – für alle möglichen Dinge war ein zweites, drittes oder gar unendliches Leben vorgesehen. Die Ausstellung wirft einen Blick auf vergangene und heutige Methoden der Kreislaufwirtschaft. Objekte von der Steinzeit bis zur Gegenwart zeigen, wie ihre Geschichte das Bewusstsein für den Wert der Dinge schärfen kann.

 

Gefunden! Reparierte, umfunktionierte oder aufgewertete Dinge

Für eine digitale Vitrine haben wir Fotos von kreativ reparierten, durch Upcycling aufgewerteten oder zu etwas Neuem umgearbeiteten, persönlichen Alltagsgegenständen gesucht, denen Sie ein zweites Leben gegeben haben. Die eingeschickten Fotos werden anonym in einer digitalen Vitrine in der Ausstellung gezeigt. Hier ist eine Auswahl aus den vielen Einsendungen, für die wir uns sehr herzlich bedanken!

Kissen aus second season Stoffmusterbüchern

Kissen aus second season Stoffmusterbüchern.

Staubsauger wird zur Lampe

Staubsauger wird zur Lampe.

Lampe mit Materialien aus Mülldeponien

Lampe, die mit Hilfe des Deckels zu 100% dimmbar ist, hergestellt mit Materialien aus Mülldeponien.

Barhocker aus den Innereien  vom Mercedes S65 AMG V12 Biturbo

Barhocker aus den Innereien (Kurbelwelle, Pleuel, Kolben) vom Mercedes S65 AMG V12 Biturbo, mit der passenden Karbon Bremsscheibe für den sicheren Stand.

Handtasche aus Aluminium Dosenlaschen

Handtasche aus Aluminium Dosenlaschen.

Blogbeiträge zum Thema

Medien

Das zweite Leben der Dinge. Stein, Metall, Plastik

Landesmuseum Zürich | 14.6.2024 - 10.11.2024
publiziert am 13.6.2024

Reparatur, Wiederverwendung und Umnutzung: Eine neue Ausstellung im Landesmuseum Zürich wirft einen Blick auf die Methoden der Kreislaufwirtschaft – von der Steinzeit bis in die Gegenwart.

Obwohl der Begriff relativ jung ist, gibt es die Kreislaufwirtschaft schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte. Unsere Vorfahren haben zwar auch Abfall produziert und die Umwelt verschmutzt. Doch vor der heutigen Wegwerf- und Konsumgesellschaft bestimmten Mangel und Knappheit, wie mit Gegenständen und Ressourcen umgegangen wurde. Wo immer möglich, wurde recycelt, repariert, umgearbeitet oder weiterverwendet.

Durch die Präsentation von Objekten, die geflickt, wiederverwendet und über Generationen hinweg geschätzt wurden, ermöglicht die Ausstellung, das Bewusstsein für den Wert eines zweiten Lebens der Dinge zu schärfen.

Belege für die Umnutzung von Materialien finden sich bereits in der Steinzeit. Beschädigte Silexklingen oder Äxte aus Felsgestein warf man nicht weg, sondern formte sie um, damit sie weiterverwendet werden konnten. Später waren es Gefässe, Schmuck, Geräte oder Skulpturen aus Bronze, die man in Depots sammelte und einschmolz, um daraus beispielsweise Münzen und Waffen herzustellen. Es gibt dann auch Objekte, die unverändert blieben, aber von Generation zu Generation weitergegeben und genutzt wurden. Dazu gehört zum Beispiel eine Wiege aus dem 17. Jahrhundert, die zahlreichen Mitgliedern der Zürcher Familie Waser als erste Schlafstätte gedient haben dürfte.

Auch Textilien nutzten die Menschen vor der industriellen Massenproduktion bis sie zerfielen und unbrauchbar wurden. Hausherren gaben ihr Kleider an die Angestellten weiter, danach nutzte man die Textilfetzen als Lumpen, für die Papierproduktion oder gar als Toilettenpapier. Ebenso erhielten besonders kostbare Kleider nach dem Gebrauch durch Adelige eine neue Funktion in Kirchen und Klöstern als liturgische Gewänder, Marienkleidchen, Altartücher oder zum Einwickeln von Reliquien.

Vor dem 20. Jahrhundert war die Ressourcenknappheit der Treiber für die Entwicklung von Strategien zur Wieder-, Weiterverwendung oder Umnutzung. Heute sind es Überproduktion und Umweltverschmutzung, die uns zwingen, uns Gedanken über die Kreislaufwirtschaft zu machen. Dabei können neue Technologien Chancen bieten: Das Internet ermöglicht den Tausch und Weiterverkauf von gebrauchten Gegenständen. Zeitgenössische Modedesigner und Modedesignerinnen werten Altes mittels Upcycling auf oder verwenden Abfallmaterialien, um daraus neue Kleidung und Accessoires zu schaffen.

Auch die Ausstellung selbst leistet ihren Beitrag. Viele der Bauelemente stammen aus vergangenen Ausstellungen oder können in künftigen wiederverwendet werden. Die Ausstellung ist vom 14. Juni bis 10. November 2024 im Landesmuseum Zürich zu sehen. Danach reist sie weiter ins Forum Schweizer Geschichte Schwyz, wo sie vom 7. Dezember 2024 bis 27. April 2025 gezeigt wird.

Bilder

Teller

Dieser mittig auseinandergebrochene Keramikteller wurde mittels Metallklammern geflickt. Zunächst bohrte man Löcher, um die Klammern anzubringen. Danach konnten Löcher und Risse mit Kitt abgedichtet werden. Auf ähnlich Weise wurden Keramikgefässe schon in prähistorischer Zeit repariert. Langnau im Emmental BE, um 1800-1830.

Schweizerisches Nationalmuseum

Venusstatuette

Skulpturen wie diese schmückten einst private Villen. Möglicherweise ging sie kaputt oder entsprach nicht mehr dem Geschmack des Hausherrn. Sie endet als Baumaterial in den Mauern des spätrömischen Kastells von Augusta Raurica. Kaiseraugst AG, 200–260 n. Chr., Kalkstein.

Museum Augusta Raurica, Augst

Feierabendarbeiten

Innenansicht einer Bauernstube am Abend: Um den Familientisch versammelt sind mehrere Personen mit typischen Feierabendarbeiten beschäftigt. Zwei Frauen führen Handarbeiten aus: Eine näht, die andere spinnt Garn. Zwei Männer sind am Reparieren von Werkzeug: Neue Holzzinken für einen Rechen werden geschnitzt und eingesetzt. Druckgrafik, wohl Jakob Kaiser, wohl Luzern LU, um 1850.

Schweizerisches Nationalmuseum

Krisenzeiten

Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wird so viel wie möglich wiederverwendet. Vor allem Frauenorganisationen leisten einen grossen Beitrag beim Sammeln von verwertbaren Materialien. Frauen der Zürcher Frauenzentrale bei der Sammelaktion für kinderreiche Familien, Zürich, 1943.

Schweizerisches Nationalmuseum / ASL

Angelhaken

Ein nicht ganz gewöhnlicher Angelhaken: Der vasenförmige Zierkopf verrät, dass er einst eine Gewandnadel war. Solche Nadeln dienen in der Bronzezeit als Schmuck und fixieren Mäntel, Umhänge oder andere lose Kleidungsstücke. Zürich-Alpenquai, um 900 v. Chr.

Schweizerisches Nationalmuseum

Bewegliche Skulpturen

Der Schweizer Künstler Jean Tinguely sammelt Dinge auf Schrottplätzen und Müllhalden und konstruiert daraus seine von Dada inspirierte Kunst. Die meisten seiner Skulpturen enthalten einen Elektromotor, damit sie sich bewegen und – als ein wesentliches Element seiner Kunst – auch Geräusche hervorbringen. Heureka, Skulptur aus Eisenschrott, Jean Tinguely (1925-1991), Zürich, 1963-1964, Fotografie.

Schweizerisches Nationalmuseum

Abfälle sammeln

Im Auftrag des «Bureaus für Altstoffwirtschaft» gestaltet der Grafiker Hans Anton Tomamichel (1899-1984) Informationstafeln. Er zeigt anhand von Zinntuben, Konservenbüchsen, Stoff und Knochen, welch grosse Mengen der jeweiligen Rohstoffe vor dem Krieg noch im Abfall landen und nun gesammelt werden sollen. «Altstoffe und Abfälle sammeln», Entwurf, Hans Anton Tomamichel, 1939/40.

Schweizerisches Nationalmuseum

Tagesdecke

Dieses Tagesdeckenfragment mit drei übereinanderliegenden Stoffschichten zeugt von äusserst sparsamen Zeiten, in denen man trotz Modebewusstsein nichts wegwirft. Es versteht sich von selbst, dass man solche Decken mit Stoffresten flickt und diese nach erneutem Verschleiss auch weitere Male übernäht. Fragment einer Decke, Indien und Frankreich, diverse Manufakturen, 18./19. Jahrhundert, Baumwolldruck, Indienne.

Schweizerisches Nationalmuseum

Uniformierte

Dass auch Uniformen geflickt werden, zeigt eine Darstellung des 3. Schweizer Regiments während der Napoleonischen Kriege: Der Offizier im Marschtenue rechts im Bild trägt eine graue, abgetragene Hose mit Flicken im Schritt und an den Knien. Sein Rock ist ausgebleicht. Handzeichnung, um 1808.

Schweizerisches Nationalmuseum

Das zweite Leben der Dinge. Stein, Metall, Plastik

Keyvisual der Ausstellung

Schweizerisches Nationalmuseum

Haute Couture Robe

Dieses Kleid ist eine Kreation des Walliser Modeschöpfers Kévin Germanier. Er ist international bekannt für seine glamouröse Upcycling-Mode und arbeitet mit Stoffen, Perlen und Pailletten, die wegen Überschuss oder Unvollkommenheit weggeworfen wurden. Look 27, Kévin Germanier (* 1992), Paris, Frankreich, Frühling/Sommer Kollektion 2023, upgecycelte Pailletten, Perlen, Kunststoff, PVC, Holz, Glas, Harz.

Schweizerisches Nationalmuseum

Haute Couture Robe

Dieses Kleid ist eine Kreation des Walliser Modeschöpfers Kévin Germanier. Er ist international bekannt für seine glamouröse Upcycling-Mode und arbeitet mit Stoffen, Perlen und Pailletten, die wegen Überschuss oder Unvollkommenheit weggeworfen wurden. Look 27, Kévin Germanier (* 1992), Paris, Frankreich, Frühling/Sommer Kollektion 2023, upgecycelte Pailletten, Perlen, Kunststoff, PVC, Holz, Glas, Harz.

Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

© Schweizerisches Nationalmuseum

Pressekontakt Landesmuseum Zürich

+41 44 218 65 64 medien@nationalmuseum.ch

Weitere Ausstellungsorte

Die Ausstellung wird ab 7. Dezember 2024 auch im Forum Schweizer Geschichte Schwyz zu sehen sein.

Impressum

  • Gesamtleitung Denise Tonella
  • Projektleitung Jacqueline Perifanakis
  • Ausstellungskurator/innen und Konzept Jacqueline Perifanakis, Daniela Schwab
  • Szenografie SKENO Kommunikation im Raum ° Szenografie, Mik Gruber
  • Ausstellungsgrafik LDSGN Designstudio, Thomas Lehmann
  • Illustrationen Claudia Blum Kabeljau, Zürich
  • Projektbegleitung Heidi Amrein, Luca Tori
  • Steuernder Ausschuss Günhan Akarçay, Heidi Amrein, Beat Högger, Markus Leuthard, Sabrina Médioni, Denise Tonella
  • Projektcontrolling Sabrina Médioni
  • Bildung und Vermittlung Lisa Engi, Vera Humbel
  • Technische Leitung Henrike Binder
  • Ausstellungsaufbau Ira Allemann, Ian Hügi, Marc Hägeli, Philippe Leuthardt, Sophie Lühr, David Schwitter
  • Konservatorische Leitung Tino Zagermann
  • Konservierung und Objektmontage Leonie Baumberger, Sarah Longrée, Jürg Mathis, Anna Jurt, Carolin Muschel, Ulrike Rothenhäusler, Alexandra Schorpp, Tino Zagermann
  • Leihwesen Laura Mosimann, Claudio Stefanutto, Samira Tanner
  • Objektlogistik und -montage Christian Affentranger, David Blazquez, Simon d’Hollosy, Reto Hegetschweiler, Aymeric Nager
  • Fotografie Jörg Brandt
  • Bildarchiv Andrea Kunz, Fabian Müller
  • IT | Web Alex Baur
  • Medienstationen Alex Baur, Thomas Bucher, Ueli Heiniger, Pasquale Pollastro, Danilo Rüttimann, Tweaklab
  • Marketing und Kommunikation Andrej Abplanalp, Anna-Britta Maag, Sebastiano Mereu, Carole Neuenschwander, Alexander Rechsteiner
  • Werbegrafik Manu Beffa Graphic Design & Art Direction
  • Übersetzungen Marie-Claude Buch-Chalayer, Bill Gilonis, Marco Marcacci, Laurence Neuffer
     

Wir danken:

  • Silke Langenberg, Orkun Kasap, ETH Zürich
  • Walter Milan

Leihgaben

  • Museum Augusta Raurica
  • Museum der Kulturen Basel
  • Ufficio dei beni culturali, Bellinzona
  • Defne Çetinkaya, Zürich

Das Schweizerische Nationalmuseum dankt der Stiftung Willy G. S. Hirzel für die Unterstützung.